Die zweite Missionsreise

Hans-Ulrich Engel schreibt dazu:

Nur wenige Jahre darauf – 1128 – machte sich der Bischof zu einer zweiten Missionsreise nach Pommern auf und zog aus dem reich kultivierten Lande um Bamberg in das Umfeld der Oder, die Paul Keller nicht zufällig “das Bauernweib unter den deutschen Flüssen” genannt hatte. Bei dieser zweiten Reise trat Otto als offizieller Abgesandter des Papstes Honorius II. und des deutschen Königs Lothar (= Kaiser Lothar III.) auf. Er wählte diesmal auch eine andere Reiseroute und zog über die Bamberger Besitzungen in Greiz, an Querfurt, Merseburg und Naumburg vorüber nach Halle und reiste von der Saalestadt aus meist mit dem Schiff bis Havelberg, sah dort den Dom – den Jochen Klepper als “frommes Gebirge” apostrophieren sollte. Im Havelland erlebte Otto jedoch die ganze Unruhe, auch kleinliche Widerwärtigkeiten, die sein Werk überschatte-ten. Erzbischof Norbert von Magdeburg bereitete ihm einen denkbar kühlen Empfang, weil er in der Mission des Bambergers ein Konkurrenzdenken spürte. Als der Bischof weiter nach Norden zog, erfuhr er an der Müritz auch den zwischen den Slawen gärenden Gegensatz: der Pommernherzog Wartislaw lud die Seinen zur Taufe auf den Landtag nach Usedom ein, indessen sich der Polenherzog Bolesław bedeckt zeigte, weil er befürchtete, die Missionierung Pommerns durch Deutsche könnte den Einfluss des Reiches im Lande an Oder und Ostsee stärken. Kaum in Pommern angekommen, wurde der Bischof auf Rügen bedroht und in Stettin wurde sogar ein Anschlag auf ihn verübt. Es rächte sich wohl, dass Otto bei seinem ersten Zug die heidnischen Heiligtümer zerstört hatte. Der Kampf gegen den heidnischen Hauptgott der Pommern – Triglaw – war noch keineswegs entschieden. Diesem Hauptgott unterstanden – nach dem Glauben der Pommern – drei Reiche: der Himmel, die Erde und die Unterwelt. Triglaw verhüllte vor seinen Anhängern auch das Angesicht, weil er die Sünden der Menschheit nicht sehen mochte. Aber Otto von Bamberg zerstörte auch das Heiligtum des Triglaw und sandte den abgeschlagenen Dreikopf des Götzen als Beweis seines Bekehrungswerkes nach Rom. Das von Zähigkeit getragene Werk des Geistlichen führte nicht allein zur Bekehrung der Pommern, sondern auch zur Gründung des Bistums Wollin 1140, das als ‘exemtes Bistum’ unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt wurde.

(entnommen aus: Erste Missionsfahrt Ottos von Bamberg nach Pommern)

 

Links mit weiterführender Literatur und Hintergrundinformationen: